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 Die unbedingte Universität ...


"Es wäre eine große Anmaßung anzunehmen, ich könnte Ihnen etwas über diesen Gegenstand mitteilen, das Sie sich nicht auch selbst ausdenken könnten. " So begann der Philosoph Fichte seine Rede über "Die einzig mögliche Störung der akademischen Freiheit", als er 1812 das Rektorat der Berliner Universität antrat. Auch heute noch scheint die "Freiheit der Lehre und Forschung" etwas ganz Selbstverständliches zu sein.

Ähnlich wie Fichte begann, endet Derridas kurzes Buch "Die unbedingte Universität". Am Schluss steht dort der Verweis, nichts mitgeteilt zu haben, das man sich nicht auch selber ausdenken kann - oder besser: soll. Denn die Gedanken zur "Universität" und deren "Freiheit" hält Derrida nicht nur für selbstverständlich, sondern auch für unmöglich. "Dieses Unmögliche, von dem ich spreche - sich das auszudenken, überlass ich Ihnen. " Warum sollte Freiheit unmöglich sein? Und wie kann sie dann noch gefordert werden? Die Antwort liegt darin, dass Derrida die Idee einer freien Universität durch die der unbedingten ersetzt. "Sans condition" - so heißt es im französischen Original - bedeutet nicht nur, dass weder Politik, noch Wirtschaft, Medien oder Religion der Universität Vorschriften machen können. Es meint auch, dass die akademische Einrichtung, die hier entworfen wird, keinen festen Status, keinen eindeutigen Rang und keine gesicherte Stellung hat."

aus:

Archiv » 2002 » 11. März » BILDUNG UND HOCHSCHULE
Textarchiv
FUSSNOTE

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2002/0311/bildungundhochschule/0040/index.html

Die unmögliche Freiheit der Uni
Marcus Coelen

 

"Die unbedingte Universität hat ihren Ort nicht zwangsläufig, nicht ausschließlich innerhalb der Mauern dessen, was man heute Universität nennt. Sie wird nicht notwendig, nicht ausschließlich, nicht exemplarisch durch die Gestalt des Professors vertreten. Sie findet statt, sie sucht ihre Stätte, wo immer diese Unbedingtheit sich ankündigen mag."[3]

"Man muss ausdrücklich hervorheben, dass konstative Äußerungen und rein wissensvermittelnde Diskurse, in der Universität und wo immer, als solche nicht der Ordnung der profession in diesem strengen Sinne angehören ... Der Professionsdiskurs überschreitet die Ordnung des reinen techno-wissenschaftlichen Wissens im bindenden Übernehmen einer Verantwortung ... Welches Verhältnis besteht zwischen lehren, öffentlich erklären, sich bekennen zu ... und arbeiten? In der Universität? In den Humanities?"[4]

"Die dekonstruktive Aufgabe der Humanities wird sich nicht in den überlieferten Grenzen der Fachbereiche halten lassen ... Diese Humanities werden die Grenzen zwischen den Disziplinen überscheiten, ohne darum die Spezifizität jeder einzelnen Disziplin in das, was man häufig in einem eher undurchsichtigen Sinne als Interdisziplinität bezeichnet, oder auch in das aufzulösen, was von einem Begriff gebündelt wird, mit dem sich gleichfalls alles machen lässt, dem der ‚cultural studies’. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass auch Fachbereiche für Genetik, für Naturwissenschaften, für Medizin und selbst für Mathematik die Fragen ernst nehmen, die ich hier aufgeworfen habe - und dass sie es in ihrer Arbeit selbst tun. Das gilt ... neben der Medizin vor allem von den Fachbereichen für Recht und für Theologie oder Religionswissenschaften."[5]

Die fünfte seiner "sieben programmatischen Glaubensbekenntnisse" lautete: "Ein Leitfaden ... könnte heute die Frage sein, was geschieht, wenn die profession de foi, das Glaubensbekenntnis (ja der Glaubensberuf) des Professors nicht bloß die Anwendung eines Wissens ... zeitigt ... (das) die Grenzen des akademischen Bereichs oder der Humanities nicht unberührt (lässt). Wir sind fraglos Zeugen des Endes einer bestimmten Gestalt des Professors und seiner unterstellten Autorität."[6]


Jacques Derrida, Die unbedingte Universität, Frankfurt 2001, 77.
Ebd. 33-36.
Ebd. 65.
Ebd.70.

aus:

Derrida war (nicht) da. Es lebe Derrida

Erinnerungen an die Zukunft gelehrter Profession

Bernd Beuscher

http://www.theomag.de/32/bb4.htm

 

"Da war es durchaus wohltuend zu lesen, was der
Philosoph der "Dekonstruktion", Jacques Derrida, der nun wirklich nicht im Verdacht stehen muß,
überkommene Strukturen zu verteidigen, im Jahre 1998 an der Stanford University über die - wie er
es nannte - "unbedingte Universität" sagte. (Seine Rede, die sehr lesenswert ist, liegt seit letztem
Jahr übrigens auch auf deutsch vor.) Die Universität, so Derrida, sei zu unterscheiden von allen
"Forschungseinrichtungen, die ökonomischen Zwecken und Interessen aller Art dienen". Ihr
Vorrecht sei es, das "öffentlich auszusprechen, was immer es im Interesse eines auf die Wahrheit
gerichteten Forschens, Wissens, und Fragens zu sagen gibt" - ohne jegliche Zweckbindung, wie
Derrida unter Berufung auf Kant betont. Nicht Verwaltung und Weitergabe von sachdienlichem
Wissen sind oberstes Ziel der Universität, sondern die Öffnung des Wissens auf Unwägbares, eine
Öffnung des Denkens für bisher Ungedachtes.
Das klingt doch schon sehr nach Wilhelm von Humboldt, der in seiner viel zitierten Denkschrift
"Über die innere und äußere Organisation der höheren wissenschaftlichen Anstalten in Berlin" die
Universitäten auf das Prinzip verpflichtete, "die Wissenschaft als etwas noch nie ganz Gefundenes
und nie ganz Aufzufindendes zu betrachten, und sie unabläßlich als solche zu suchen."
Einfälle, das hat schon Max Weber festgestellt, lassen sich nicht planen, sie sind eine Sache des
Zufalls. Die moderne Universität, so Derrida, müsse also eine "unbedingte" sein, "bedingungslos"
eben und das heißt auch, "von jeder einschränkenden Bedingung frei" - mithin also autonom! Erst
die Autonomie sichert die Universität als den Ort, an dem Denken als Ereignis wahrscheinlich wird,
als den Ort, wie es Derrida sagt, "an dem nichts außer Frage steht"!

 

aus:

Grußwort des Rektors Prof. Dr. Klaus Borchard, Universität Bonn  
anl. der Festveranstaltung zur DFG-Jahresversammlung
am Mittwoch, dem 3. Juli 2002, 16.00 Uhr (Aula)

http://www.dfg.de/aktuelles_presse/reden_stellungnahmen/download/grusswort_borchard.pdf

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